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- 3. November 2018
- Lehrerzimmer, Neuigkeiten, Schülervertretung
Wo Fuchs und Hase sich Gute-Nacht sagen …
… verbrachten die Schüler der siebten Klasse der Rudolf Steiner Schule Siegen ihr Forstpraktikum.
Zwei Wochen lang hieß es: früh aufstehen, wind- und wetterfeste Kleidung und Schuhwerk anlegen und mit den Forstarbeitern um 7.15 Uhr (!) zur Arbeit aufbrechen. Es wurden Wege freigeschnitten, Sichtschneisen für die Jagd geschaffen, Köderfallen für Mäuse eingesammelt und ausgebracht, Äpfel gesammelt und gemostet, an Hochsitzen gearbeitet sowie Schneisen für die Holzerntefahrzeuge freigeräumt. Die Jugendlichen helfen auf diese Weise bei der Waldpflege, lernen den Lebensraum Wald kennen und erfahren vieles über die Forstwirtschaft und das Arbeitsfeld des Försters und Waldarbeiters. Einige Schüler blieben jeweils im Wechsel vor Ort, arbeiteten in der Küche, reinigten die Sanitäranlagen und übernahmen Arbeiten an der Außenanlage des Hüttendorfes.
Der Nachmittag wurde zum einen für die Arbeit an den Berichtsheften zum Praktikum genutzt, zum anderen unternahm die Klasse gemeinsame Ausflüge. So wanderten die Schülerinnen und Schüler zur Rhumequelle, die pro Sekunde 2000 l Wasser liefert! Da sich der Tag der Deutschen Einheit in der Praktikumszeit befand, wurde auch die jüngste deutsche Geschichte mit dem Besuch des Grenzlandmuseums Eichsfeld und einer Wanderung auf dem Grenzlandweg in das Programm aufgenommen. In einem erlebnispädagogischen Waldspiel mussten die Schüler gemeinsam eine Hütte aus Naturmaterialien bauen, den Geräuschen des Waldes wurde in einer Nachtwanderung auf die Spur gegangen. Den Abschluss bildete eine Waldrallye unter der Anleitung der Försterin Anna von Steen, die das Waldpädagogikzentrum Göttingen – Haus Rothenburg – im Süd-Harz leitet.
Elf Einrichtungen dieser Art gibt es in ganz Niedersachsen. Betrieben werden sie von den Niedersächsischen Landesforsten in Zusammenarbeit mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Ziel ist es, den jungen Menschen die Begegnung mit der Natur zu ermöglichen. Für die SchülerInnen Rudolf Steiner Schule Siegen beginnt mit dieser Waldarbeit die Reihe der Praktika, die den Jugendlichen ermöglichen, Berufe und Berufsalltag intensiv kennenzulernen und zu erleben. So werden sie ab Klasse 7 beginnen, in Kleingruppen in der Schulküche mitzuarbeiten – in Klasse 9 drei Wochen in der Landwirtschaft im Einsatz sein – in Klasse 10 mit angewandter Mathematik die Landschaft vermessen und dann in Klasse 11 individuelle Praktika in den verschiedensten Berufen absolvieren.
Die Kinder der Klasse 7 haben auf diesem ersten Schritt in die Berufswelt vieles erleben und lernen dürfen – wie anstrengend, erschöpfend, manchmal eintönig, dann wieder interessant, wie sinnvoll Arbeit sein kann – und wie aufregend das Leben mitten im Wald, ohne Smartphone und Fernseher sein kann: als Teil der Natur, unter einem glasklaren Sternenhimmel, mit den Tieren des Waldes. Den Wildschweinen sind sie auf der Nachtwanderung nur beinahe begegnet – aber der Fuchs kam tatsächlich jeden Abend zum Gute-Nacht-Sagen!
Anita Hegel und Michael Albe-Nolting