- admin
- 7. Juli 2016
- Neuigkeiten
Wir sind sehr dankbar für die Zeit von Frau Hamm (im Bild links) und Frau Klöckner (im Bild rechts) an unserer Schule. Die Schüler, die Lehrer und die Betreuer in den Nachmittagsbetreuungen waren sehr glücklich über das Engagement und die Unterstützung in der Arbeit mit den Kindern. Aber auch Frau Hamm und Frau Klöckner haben gerne bei uns gearbeitet und profitieren von den zahlreichen Erfahrungen für ihren künftigen Lebensweg. Anbei noch die zwei Berichte über die Zeit an unserer Schule.
Für das kommende Schuljahr haben wir eine Nachfolgerin und suchen aber noch nach 1 – 2 Menschen, die gerne ihr Freiwilliges Soziales Jahr bei uns absolvieren möchten. Siehe hierzu die Info auf unserer Homepage.
Hier der Bericht von Frau Hamm:
Mein Name ist Tara-Victoria Hamm und ich absolviere momentan ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Rudolf-Steiner-Schule , über das ich gerne erzählen würde.
Ich habe das Ziel, eines Tages als Grundschullehrerin zu arbeiten und um mir in diesem Ziel so sicher zu sein, wie nur möglich, kam mir die Idee mit einem FSJ an besagter Schule sehr gut vor. Mein Wunsch war es, den Alltag eines Lehrers kennen zu lernen, des Lehrens und Lernens. Da ich einer staatlichen Schule besuchte, wuchs mein Interesse an der Waldorfschule, den besonderen Fächern ( z.B. Eurythmie oder auch dem Epochenunterricht ) und der Pädagogik, die dahinter steckt, so dass ich schließlich die Waldorfschule Siegen kennen lernen wollte.
Ich begleite seit dem letzten angefangenen Schuljahr die 3. Klasse und würde Ihnen gern einen normalen Schulalltag aus meiner Sicht vorstellen, der verschiedene Schwerpunkte beinhaltet.
Um 08.00 Uhr betrete ich meist, je nach Verkehrslage, die Schule, wo mich schon am Eingang Kinder begrüßen und mir stürmisch vom letzten Wochenende, dem letzten Traum oder auch dem Frühstücksbrot erzählen. Sobald ich in der Klasse ankomme, begrüße ich nach und nach alle Kinder, in dem wir uns die Hand geben und einen guten Morgen wünschen. Um 08.10 Uhr beginnt dann regulär der Unterricht, wobei der Tag stets mit zwei Stunden Hauptunterricht ( Mathe, Deutsch oder Epochenunterricht ) startet. Zunächst begrüßen sich alle offiziell mit einem Morgenspruch und anschließend mit einem kleinen Lied. Sobald sich alle Kinder gesetzt haben, kommt eine kleine Gruppe von Kindern nach vorne und tragen ihre Zeugnissprüche vor. Dieses Ritual erläutere ich kurz: es kommen an jedem Wochentag immer die Kinder nach vorne, die an dem jeweiligen Wochentag geboren wurden und sagen einen auswendig gelernten Zeugnisspruch auf, der individuell von der Klassenlehrerin für sie ausgesucht wurde. Die Sprüche werden in einer ruhigen Atmosphäre, die mithilfe einer kleinen Kerzen harmonisch wirkt, aufgesagt, anschließend beginnt der Unterricht.
Kurz gesagt ist es meine Aufgabe im Hauptunterricht, eine kleine Stütze für den Lehrer und eine Hilfe für die Kinder zu sein. Steht für die nächsten vier Wochen zum Beispiel Mathe auf dem Plan, so erklärt der Klassenlehrer zu Beginn eine neue Rechenweise, ein neues Thema oder wiederholt den vergangenen Stoff. Anschließend gibt es meist Aufgaben, wodurch die Kinder das Gelernte vertiefen können und ich als Hilfe ansprechbar bin (durch eine kleine Meldung oder ein recht laut geflüstertes „Frau HAAAAMM“). Entweder gibt es kleine Fragen, woraufhin ich nochmal das Gelernte erkläre. Sind es aber größere Fragezeichen über den Köpfen der Kinder, setze ich mich zu ihnen, um gemeinsam mit ihnen ( in diesem Falle ) zu rechnen und alles in Ruhe Schritt für Schritt zu erlernen. Gibt es gerade mal keine Frage oder benötigte Hilfe, so gucke ich, wie die Kinder arbeiten und auch, ob sich hier oder da mal ein kleiner Fehler eingeschlichen hat. Dieser Prozess läuft so auch bei Deutsch oder im Epochenunterricht ab.
09.40 Uhr beginnt dann die Frühstückspause, die alle zusammen genießen. Bis zu dieser ersten Pause lockert die Klassenlehrerin den Unterricht gerne durch ein Lied, eine rhytmische Übung, Eckenrechnen oder ähnliches. Nach der Pause folgen dann täglich noch 3 Stunden, das können Sport, Handarbeit, Englisch, Französisch, Eurythmie, Musik oder Religion sein. In diesen Fächern kann ich nur mit geringer Hilfe dienen, da viel Frontalunterricht stattfindet oder aber Übungen, die die Kinder meist alleine bewerkstelligen können. Die Zeit nutze ich, um mir Lehrtechniken anzuschauen, sie zu beobachten und auch die Lernprozesse der Kinder vor Augen zu führen. Außerdem konnte auch ich in den letzten Monaten viel in den Stunden lernen, da ich von der 3. Klasse und der Handarbeitslehrerin Frau Sonntag in die Handarbeitskunst eingeführt wurde und nun mit Leidenschaft alles Mögliche häkle und stricke. Ich persönlich finde es faszinierend, was die Kinder auch schon in der 1. Klasse lernen und was ich von ihnen lerne ( ich konnte nicht mal einen Knopf annähen, geschweige denn einen Teddy stricken ).
Wenn der Unterricht, den Kindern nach , „eeeendlich“ oder auch „schon?“, zu Ende ist, begebe ich mich zum Mittagessen in die OGS, das ist die Nachmittagsbetreuung der Rudolf-Steiner-Schule. Viele Kinder der 3. Klasse begleiten mich dorthin, außerdem treffe ich dort auch auf viele 1.-4. Klässler. Das Mittagessen ist jeden Tag ein neues Rätsel, „Was wird es wohl heute geben Frau Hamm?“, welches meist mit strahlenden Gesichtern gelüftet wird, vor allem, wenn es Nudeln mit roter Soße gibt.
Vor dem Frühstück sowie dem Mittagessen wird ein kurzes Gebet gemeinsam aufgesagt, nach dem Essen danken alle zusammen. Anschließend rennen alle mehr oder weniger begeistert in den Hausaufgabenraum, in dem sich vor allem die 3. Klasse immer wieder über mein exaktes Wissen, was ihnen bei der Bewältigung der anstehenden Hausaufgaben hilft, „freut“. Hat sich jedoch erst einmal die Freude vom Essen und auf das Spielen nach den Hausaufgaben gelegt, wird es schnell ruhig und alle sitzen vor ihren Heften. Auch hier diene ich als Hilfe und Erklärer. Das Schöne an der Hausaufgabenbetreuung ist, dass ich mehr Zeit und Ruhe habe, um den Kindern nochmal alles detailliert erklären zu können. Dort kann man im Notfall auch mal eine halbe Stunde länger sitzen bleiben, um endlich das „verflixte“ Einmaleins zu lernen. Sobald alle Kinder zufrieden und fertig sind, können die Kinder in der OGS spielen. Am liebsten spielen sie draußen, klettern auf die Bäume, springen Seil oder toben im „Ruheraum“, der absolut kein Raum für Ruhe, sondern für eigenständiges Spielen ist ( z.B. an der Kletterwand oder zum „Budenbauen“ mit den vielen Matratzen und Kissen ). Die Betreuerinnen leiten nebenbei viele Projekte für die Kinder in die Wege, wie zum Beispiel das Werken im Bastelraum oder aber das Nachstellen des eigenen Zimmers in kleinen Schuhkartons. Es entstehen immer neue Ideen, die man auch selber einbringen kann. Ich habe mich mit meiner neuen Liebe zur Handarbeit an das Häkelprojekt von Frau Kohlberger angereiht und helfe hier und da den Kindern, so gut ich kann. Zudem backe ich jeden 2. Dienstag Kuchen oder stelle auch mal Gemüse und Dip bereit, was immer willkommen und schneller aufgegessen ist, als man gucken kann. Die OGS ist ein freier Raum für die Kinder zum Spielen und Bewegen, begleitet von unzähligen Büchern und Spielen, die auch gerne von uns/mir vorgelesen und gespielt werden.
In meiner Zeit an der Waldorfschule habe ich auch sehr vertrauensvolle Aufgaben zugeteilt bekommen. Zum einen durfte ich einige Wochen zweimal die Woche mit 6 Kindern das Lesen üben, was mir viel Spaß und Freude bereitet hat. Ich will nicht verschweigen, dass das eine Herausforderung darstellte, weil es das erste Mal war, dass ich alleine, auch wenn es nur eine kleine Anzahl an Kindern war, die volle Verantwortung trug. Jedoch konnte ich auch dort schon nach jeder Stunde sicherer in meinem Handeln werden und konnte vieles von Stunde zu Stunde besser einschätzen. Des Weiteren war ich zwei Wochen lang eine kleine Hilfe in der 4. Klasse, die beinhaltete, dass ich im Hauptunterricht mit 6-9 Kindern in einem anderen Raum die eben gelernten Mathematikrechenweisen wiederholte und anwendete. Momentan arbeite ich 2 Stunden die Wochen mit einem australischen Jungen zusammen, der vor ein paar Wochen an die Schule kam, und versuche, ihm ein bisschen zu helfen, die deutsche Sprache zu erlernen.
Alles in einem ist das natürlich nur ein kleiner Einblick, da es fast jeden Tag etwas Neues zu entdecken und auszuprobieren gibt. Das Wunderbare an der Arbeit mit Kindern ist, dass ich ihnen wirklich helfen kann. Die Zeit ( das Jahr ) ist eine ausfüllende Möglichkeit, um die Kinder und ihre Stärken und Schwächen kennen zu lernen und sie zu unterstützen, zu fordern oder zu fördern. Dazu kommt, dass man eine wunderschöne Bindung aufbaut.
Ich wollte durch mein FSJ spüren, ob der Beruf Grundschullehrerin das Richtige für mich ist oder nicht. Und ich kann zufrieden und bestärkt sagen, dass es das vollkommen ist. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es mich mein Leben lang glücklich macht, Kindern etwas beizubringen und ihnen helfen zu können, dass sie sich gut entwickeln. Für mich gab es tatsächlich in meinem Leben noch nichts Erfüllenderes, als zu sehen, dass meine Hilfe anschlägt und die Kinder dankbar und glücklich sind. Und wenn ein kleiner Mensch auf mich zukommt, um mir Geschichten über Haustiere, Feen, Abenteuer oder Sonstiges zu erzählen, dann macht das meinen Tag definitiv schöner.
Auch wenn man durch ein FSJ merken sollte, dass es möglicherweise doch nicht der Job oder die Richtung ist, die man später einmal einschlagen möchte, so ist es immer eine lohneswerte Erfahrung, die man mit Sicherheit nicht bereuen wird.
Ich bin dankbar für die Zeit und werde mich immer mit einem schönen Gefühl daran zurück erinnern, weil ich viel über und von den Kindern lernen durfte und auch mich besser kennen lernen konnte.
Bericht Frau Klöckner:
Mein Name ist Johanna Klöckner. Ich mache zur Zeit ein Freiwilliges Soziales Jahr an der Rudolf-Steiner-Schule in Siegen.
Zum größten Teil bin ich Vormittags in der 2. Klasse eingesetzt und Nachmittags in der Offenen Ganztagsschule (OGS). Diese ist für die Betreuung der Kinder aus den Klassen 1-4 zuständig, die nach der Schule nicht nach Hause gehen. Zur Zeit sind das 39 Kinder.
Meine Aufgaben am Vormittag im Unterricht sind:
Den Kindern bei Bedarf zu helfen, Lerninhalte zu vertiefen und damit die Lehrerin zu unterstützen. Was ich beim Helfen wahrnehme an Stärken und Schwächen der Kinder, darüber tausche ich mich mit der Klassenlehrerin aus.
Ich fungiere aber auch als “Springer”. D.h., ich werde eingesetzt, wo gerade” Not am Mann” ist. So lerne ich viele Klassen in den unterschiedlichsten Fächern kennen.
Außerdem helfe ich zu Zeit einem australischen Kind, Deutsch zu lernen.
Nachmittags arbeite ich in der OGS. Diese beginnt mit einem gemeinsamen Mittagessen.
Danach begleite ich die Kinder bei ihren Hausaufgaben, helfe ihnen bei Problemen und kontrolliere das Ergebnis.
Wenn die Hausaufgaben erledigt sind, können die Kinder spielen, was sie wollen, entweder “drinnen” oder “draußen”. Ich, als Betreuerin, biete den Kindern Gesellschaftsspiele u.ä.an.
An manchen Tagen bastle ich aber auch mit ihnen, mache gemeinsame Handarbeiten oder koche und backe mit den Kindern.
Wer Lust hat, mal eine andere Schulform kennen zu lernen und hauptsächlich mit Kindern zwischen 6 bis 10 Jahren arbeiten will, ist hier gut aufgehoben.
Ich persönlich habe in der Zeit meines FSJ sehr viel über die Lernweise in der Waldorfschule gelernt. Die unterschiedliche Arbeit am Vormittag im Klassenraum und die Betreuung der OGS-Kinder am Nachmittag war sehr interessant und vor allem für mich lehrreich.