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- 20. März 2008
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Wer sich für Kunst in ihren verschiedenen Ausprägungen interessiert, der war am vergangenen Donnerstag an der Waldorfschule in Siegen an der richtigen Adresse. Die 12. Klasse der Schule hatte zu ihrem künstlerischen Abschluss eingeladen. Dabei wurden die Arbeiten aus dem Kunstprojekt sowie zum ersten Mal in der Schulgeschichte ein öffentlicher Eurythmieabschluss präsentiert. Begleitend dazu hatten die Besucher die Möglichkeit, sich vorher ein englischsprachiges Theaterstück der 7. Klasse (Fun with Robin Hood) anzusehen, eine kulinarische Ausstellung der 6. Klasse zu Speisen und Gerichten aus Europa zu besuchen und Kreuzwegbilder der 10. Klasse aus dem Religionsunterricht zu betrachten. So wurde an diesem Tag die Vielfalt der verschiedenen Künste, die an dieser Schule vermittelt werden, eindrucksvoll sichtbar.
Mit dem einstündigen Theaterstück „Fun with Robin Hood“ wurde der Nachmittag stimmungsvoll eröffnet. Unter der Leitung von Englischlehrerin Ilona Fanter hatte sich die 7. Klasse das humorvolle Theaterstück erarbeitet und präsentierte es ausgesprochen spielfreudig. Die Requisiten und Kostüme hatten die Schüler selber erstellt und auch viele Teile des Stückes selber geschrieben. Die zum Teil langen Textpassagen wurden sicher und deutlich verständlich vorgetragen. Beeindruckt zeigten sich die Besucher auch von den zeitgenössischen, englischen Liedern, die die Klasse im Rahmen des Stückes sang.
Die kulinarische Vielfalt Europas verdeutlichte die Ausstellung der 6. Klasse. Während der vergangenen Geographieepoche hatten die Schüler sich nicht nur mit Europa und den einzelnen europäischen Staaten beschäftigt, sondern unter der Begleitung von Dorothee Diehl und Katja Pinsuwan mehrmals in der Woche gekocht. So waren sie in der Lage, auch schwierigere landestypische Gerichte selbständig herzustellen und den Besuchern zur Verköstigung anzubieten.
Die Beschäftigung mit der Passionsgeschichte Jesu stand im Mittelpunkt des Religionsunterrichtes der 10. Klasse. Die dabei entstandenen Kohlezeichnungen, Bilder, kleinen Plastiken und Kunstwerke aus Naturmaterialien ließen die Besucher den Leidensweg Jesu noch einmal nachempfinden. Eine Gruppe von Schülern hatte unter Anleitung von Religionslehrer Michael Albe-Nolting einen kompletten klassischen Kreuzweg von 14 Stationen erstellt.
Der künstlerische Abschluss der 12. Klasse begann mit dem öffentlichen Eurythmieabschluss. Das gut 40-minütige Programm der Schüler, die einzeln, Paarweise oder in Gruppen ihre Stücke vortrugen, verdeutlichte den zahlreichen interessierten Besuchern die ganze Bandbreite dieser Kunst. Es machte Freude, dem atmosphärisch dichten Vortrag zuzusehen. Der lang anhaltende Applaus war der verdiente Lohn für eine gelungene Aufführung. Dieselben Schüler waren dann im weiteren Verlauf des Abends weiter gefordert. Denn nun stellten sei ihre Arbeiten aus dem Kunstprojekt vor. 4 Wochen lang hatten sie sich mit Sandstein und Holz, Ton und Zeichnen – und Malutensilien beschäftigt und jeden Tag an ihren Arbeiten geschafft. Mit Studien zur Embryologie begann die Gruppe um Roswitha Rauscher, die die Tonarbeiten betreute. Dabei sei es, so erläuterten Hannes Klein und Marie –Theres Stephan, um ein Verständnis für die Entwicklung der menschlichen Physiognomie gegangen. Wo sitzen die Augen eigentlich bei einem Menschen? Wo setzen die Halsmuskeln an? Alles Dinge, so erläuterten die Schüler weiter, die man sich beim Erstellen eines Kopfes aus Ton sehr genau überlegen muss. Ebenfalls mit Studien zum menschlichen Körper begann die Gruppe um Kunstlehrerin Birgit Tiller. Sie hatten 2 Wochen Zeit, sich mit einem Model auseinanderzusetzen und ihren perspektivischen Blick auf den menschlichen Körper zu schulen, bevor sie an ihre eigenen Kunstwerke herangingen. Auch die Gruppe um Peter Rauscher hatte mit spezifischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Zum einen mit den Unbillen des Siegerländer Wetters beim Steinhauen, dann aber auch mit dem Material Sandstein und Holz. Gerade beim Holz, so verdeutlichte es Tillmann Giermann an seinem Selbstportrait, hätte manche Vorstellung überdacht werden müssen, weil sich etwa durch Astansätze oder Risse manches nicht verwirklichen ließ. So sei man immer in einem künstlerischen Prozess geblieben zwischen den eigenen Vorstellungen und Ideen und dem, was sich mit dem Material und den eigenen Fähigkeiten verwirklichen ließ, so das Fazit aller Schüler. Die entstandenen Kunstwerke können nach den Osterferien noch für 3 Wochen im Foyer und Speisesaal der Schule angesehen werden.
Michael Albe-Nolting