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- 26. Februar 2021
- Neuigkeiten
Liebe Eltern,
wir möchten Sie auf einige Aspekte der aktuellen Situation im Unterricht aufmerksam machen. Wir alle in der Schule und natürlich auch Sie, liebe Eltern, stehen zurzeit ständig vor neuen Herausforderungen, betreten neue Lernfelder.
Für die Schule bedeuten die wechselnden Corona-Regeln und die Vorgaben für die Unterrichtsorganisation, dass neue Stundenpläne, neue Umbesetzungen und neue Unterrichtsformen geschaffen werden müssen. Dabei ist zu bedenken, dass die Formen und Inhalte des Präsenzunterrichts nicht 1 : 1 in einen Distanzunterricht übersetzt werden können. Die Vorbereitung für den Präsenzunterrichts ist anders als für den Distanzunterricht und die Durchführung sowie die Nachbereitung ebenfalls. Ja, es ist so, dass vieles überhaupt nicht im Distanzunterricht stattfinden kann. Wir denken da an die wunderbaren Versuche in der Physik, wie z.B. in der 7. Klasse ein Schüler sich auf eine Art Schaukel setzt, die mit einem Flaschenzug unter der Decke befestigt ist, und von seiner Klassenkameradin ohne Schwierigkeiten hochgezogen wird. Oder wir denken an besinnlich-lebendige Gespräche in den unteren Klassen, in denen eine muntere Kinderschar sich austauscht über ein Thema, das von der Lehrerin durch eine gestisch-schauspielerische Darstellung angeregt wurde.
Die Fragen, mit denen die KollegInnen im Distanzunterricht umgehen, lauten: Wie kann ich die Fragen, die in den SchülerInnen unausgesprochen schlummern, über die Distanz hinweg erahnen? Wie kann ich das, was sie brauchen, so vermitteln, dass es sie als ganze Menschen erreicht? Es geht ja nicht um reine Wissensvermittlung, sondern um Lebens- und Entwicklungsfragen.
Im Präsenzunterricht, der teilweise jetzt wieder stattfindet, dürfen viele Unterrichtsformen nicht stattfinden oder nur unter großen Hindernissen. In der 4. Klasse müssten die Kinder schon längst im Bergwerk gewesen sein. Die 8. Klasse müsste in intensive Proben einsteigen, in denen es zu neuen Begegnungen mit den Klassenkameraden und sich selbst kommt und schließlich zu gemeinschaftsbildenden Erfahrungen. Auch dabei fragen sich die KollegInnen: „Wie kann ich das, was da fehlt, auf irgendeine Weise ausgleichen, ersetzen?“ und suchen nach Lösungen.
Neben diesen Fragen müsste uns zu dem Spagat zwischen Präsenz- und Distanzunterricht ein weiteres Bein wachsen, denn auch die Notbetreuung der Klassen 1 bis 6 in mindestens zwei Gruppen muss gestemmt werden. Vor allem für die Unterstufe braucht es hier mehrere Personen, die den Kindern unterstützend zur Seite stehen. Speziell die erste Klasse hatte bisher ja kaum Zeit, die schulischen Lernformen zu erlernen.
Da dieser Brief nicht zu lang werden soll, halten wir an dieser Stelle inne. Mit dieser Info möchten wir nicht klagen. Es geht uns mehr darum, Transparenz zu schaffen, denn woher sollen Sie wissen, was hier in der Schule passiert, wenn Sie selbst vielleicht nicht einmal mehr vor Ort sind, um Ihre Kinder zu bringen oder abzuholen.
Wir hoffen, dass wir bald alle wieder gemeinsam an einem Ort zusammenkommen dürfen. Denn das ist es doch eigentlich, was ein Schulleben, gerade an einer Waldorfschule, ausmacht.
Herzliche Grüße
Ihr Vorstand
Anabell Dreber und Hartmut Kastell