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- 4. April 2008
- Lehrerzimmer, Neuigkeiten
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Eine Delegation thailändischer Schuldirektoren, Lehrer und Pädagogikprofessoren ist mit 20 Personen nach Siegen angereist, um einen Eindruck über die Waldorfschulen zu bekommen.
Der Kontakt nach Siegen ist im letzten Sommer entstanden. Herr Pinsuwan war in den Ferien in Bangkok und hat zusammen mit seiner Frau, die Eurythmistin an unserer Schule ist, künstlerische und pädagogische Einführungskurse gegeben. Die heilpädagogische Schulinitiative hat ihre Unterrichtsräume in der Anfangsphase freundlicherweise in einem Gebäudetrakt einer staatlichen Schule kostenfrei beziehen dürfen. Als nun im Zusammenhang mit der kleinen neuen Schule Seminare stattfanden, bat der Schuldirektor der Staatsschule, die die Räume gewährte, seine Lehrer mit daran teilnehmen zu lassen.
Da in Thailand Fragen zur Schulsituation bestehen und man sich mit Themen wie Prüfungsdruck und zunehmender Schulangst auseinandersetzt, besteht ein großes Interesse an Schulreformen. Der Schuldirektor, welcher der Waldorfpädagogik noch nicht begegnet war, signalisierte nach dieser Erstbegegnung großes Interesse und ließ für sein Kollegium ein weiteres Seminar geben. Vor drei Monaten meldete er sich dann für einen Besuch an. Die Mitreisenden sind pädagogisch Tätige, alle in gehobener Position, die so eine finanzielle Herausforderung wie eine Reise nach Europa auch verkraften können.
Nach dem langen Flug von Bangkok nach Frankfurt wurden sie in Siegen zu einem Essen in der Johanna-Ruß-Schule eingeladen. Am Abend hielt Frau Niemann, eine der Gründungslehrerinnen der RSS-Siegen, einen Vortrag und stand für Fragen zur Verfügung. Für den nächsten Tag waren die Unterrichtsbesuche in Siegen und Gummersbach vorgesehen. Am Nachmittag nahmen alle an einer Schulführung durch die RSS-Siegen teil, die Schönheit und Gediegenheit des Gebäudes und die vielfältigen Handwerks- Kunst- und Naturwissenschaftsräume beeindruckten alle. Danach begrüßte Herr Manzius, unser Geschäftsführer die Gäste, stellte sein Aufgabenfeld vor und wünschte einen guten Aufenthalt. Trotz des dichten Programms, so kurz nach dem Anflug, zeigten sich die Besucher begeistert.
Bevor es zur eigentlichen Reise kommen konnte, war mancherlei zu organisieren.
Die Aufgabe von Schulleiter Dr. Wattana war es, andere für sein Reisevorhaben zu begeistern. In dem bewegenden Abschlussgespräch erzählte eine Pädagogikprofessorin, dass Dr. Wattana sie einlud, die beste Schulform der Welt kennen zu lernen. Sie habe, so erzählte sie weiter, erst einmal skeptisch und mit Vorbehalt reagiert, da sie Waldorfpädagogik noch nicht kannte. Durch eigene Recherchen sei sie dann neugierig geworden und nun zutiefst beeindruckt, durch dass was sie an bemühter und bis in den Lehrplan hinein wirkender Hinwendung an die Kinder erlebt hat.
Eine der vier Erzieherinnen, die im Waldorfkindergarten hospitierten sagte: „Endlich habe ich ein Umfeld und einen Umgang mit den Kleinen erlebt, wie ich es von Herzen für richtig halte.” Ihr sei bewusst, so erzählte sie weiter, wie schwer es in einer schon bei den Jüngsten auf den Intellekt und das schnelle Großwerden getrimmten Gesellschaft sei, wieder Sensibilität für die Wichtigkeit der Kindheit zu erwecken.
Viele der Angereisten sind Beamte und beschrieben den engen Rahmen ihrer eigenen Handlungsfreiheit. Doch würden alle mit dem Wissen nach Thailand zurückkehren, mit ihrem Anliegen nach einer Kind gemäßen Pädagogik nicht alleine zu sein und das sich in Deutschland und vielen an anderen Orten der Welt darum bemüht wird. Herr Pinsuwan kündigte die Möglichkeit eines Wiedersehens im Sommer und Frau Niemann für den Herbst in Bangkok an.
Dem Besuch in Siegen folgt eine Fahrt nach Mannheim, zum dortigen Waldorflehrerseminar, wo die Teilnahme an Kursen, wie Nass- in Nass Malen und Formenzeichnen vorgesehen sind. Danach geht es nach Dornach in der Schweiz, wo im Goetheanum die Pädagogische Sektion besucht wird. Die Europareise wird mit einem Aufenthalt in Rom beendet.
Es ist beeindruckend, Menschen zu erleben, die auf Grund ihres Einsatzes und ihrer Bemühungen im Bereich der Erziehung soviel Engagement aufbringen, in ihren Ferien sich weiterzubilden. Alle Reiseteilnehmer betonten, dass die Begegnung mit der Pädagogik Rudolf Steiners ein Anfang für eine weitere Vertiefung sei.
Wir freuen uns einen Beitrag zur Verbesserung des staatlichen Schulsystems in Thailand leisten zu können und hoffen das dies auch nach innen ausstrahlt.
Katja Krapp-Pinsuwan