- admin
- 15. November 2012
- Neuigkeiten, Projekte
Ein Bericht von Christian Manzius
Als mich Eltern der Schule vor ca. einem Jahr ansprachen, ob wir nicht einen Schülerzirkus aufnehmen wollten, konnte die Antwort nur mit „Ja, gerne!“ ausfallen. Als dann zwischen Sommer- und Herbstferien es plötzlich konkret wurde und der Kulturkreis der Schule grünes Licht gab und sich mit Jürgen Philipp und mir Organisatoren fanden, wussten wir noch gar nicht so genau, was da auf uns zukam.
Die Kommunikation mit den Berliner Freunden, bzw. Detlev Dösch als Koordinator des Schülerzirkus „Molto Vitale“, einer der Waldorfschulen in Berlin, lief zu 95% per Mail. Zwei Wochen vor der Veranstaltung starteten wir mit Plakaten, Homepage, Freitagsbrief und Einladungen an Kindergärten und die Johanna-Ruß-Schule, sowie einer Pressmitteilung die Werbung für den Auftritt des Zirkus der Emil Molt Waldorfschule. So mitten im Jahr, außerhalb unseres bisherigen Terminkalenders hatten wir kein Gefühl, welche Anzahl an Gästen kommen würde.
Wir waren nun die letzte Vorstellung auf der alle zwei Jahre stattfindenden Tournee: 9 Vorstellungen in einer Woche, 60 Schüler, 10 Betreuer, ein Doppeldeckerbus und ein Lastwagen. Schon eine sehr große Unternehmung! Da die ganze Aktion für uns als Schule ohne Kosten verbunden war, haben wir aber die Versorgung der Schüler übernommen. Dank unserer „Goldschätze“ aus der Küche, die am Freitag bis Mitternacht die Truppe nach der Vorstellung noch versorgte und am Samstagmorgen wieder pünktlich um 7 Uhr mit dem Frühstücksangebot startete, fühlten sich die Künstler und Betreuer glaube ich bei uns auch gut aufgehoben.
Freitag um 13 Uhr kam zunächst ein großer LKW und die Helfer waren sehr erfahrene Leute, denn schon 5 Minuten nach der Ankunft ging das Ausladen am Bühnenhintereingang los. Dann kam auch schon der Doppeldeckerbus mit den Schülern und Ruck Zuck stand das Gepäck im Foyer. Ins „Schlafgemach“, unsere Turnhalle, ging es erst um 15.30 Uhr nach der letzten Sportstunde. In der Zwischenzeit schauten sich die Schüler um, dann gab es ein großes Pizzaessen. Die Bühne wurde in Beschlag genommen, die Schminkräume besetzt, die Turnhalle besetzt und die so wichtige Popkornmaschine aufgebaut.
In sechs Jahren an unserer Schule habe ich noch keine so professionelle und disziplinierte Schüler- und Lehrergruppe als Gäste kennengelernt! Viel Betreuung von uns war nicht nötig: Alle haben äußerst selbstständig und motiviert die Aufgaben erledigt. Der Beleuchter hat nur 120 Sekunden Einweisung erhalten und am Abend hätte man denken können, da bedient einer der unser Mischpult schon seit Jahren kennt.
Vor der Vorstellung füllte sich das Foyer und am Ende war der Saal mit über 300, meist jungen Gästen, sehr gut gefüllt. Als das Licht dann aus war und in der Vorstellung der erste Applaus kam, musste man aber von einem übervollen Saal ausgehen, so gut ist das Publikum mitgegangen. Und was nun folgte war ein 2 ½ – Stundenprogramm mit Pause, welches so kurzweilig war, dass man über die fortgeschrittene Uhrzeit am Ende sehr erstaunt war.
Ich persönlich bin kein richtiger Zirkusfan und konnte in der Vergangenheit aber mal den Zirkus RONCALLI in Düsseldorf erleben. Dieser Abend nun im Festsaal war aber in meinem Leben der schönste Zirkusabend: Der Funke sprang über und die Schüler waren sehr beeindruckend! Da mir um alles zu beschreiben aber die Worte fehlen, anbei ein paar Bilder (nur wenige Eindrücke, wenn es am schönsten wurde konnte ich keine Bilder machen, sondern musste genießen und applaudieren) und das Video vom Schlussapplaus. Jedenfalls gab es stehenden Applaus und nach Aussagen von Molto Vitale erstmals auf der Tour den Ruf nach einer Zugabe. Ansonsten kann ich nur noch von leuchtenden Kinderaugen berichten und erschöpften, aber stolzen Künstlern.
Als weitere Besonderheit, die nur bei uns in Siegen so stattfand, war der Gastauftritt von zwei unseren Schülern, die von Mo de Bleu entsprechend vorbereitet wurden. Jonathan Blecher und Sebastian Dier aus der Klasse 7 führten eine gelungene und vom Publikum begeistert aufgenommene Jonglagenummer auf. Ohne eine spezielle Ansage hätte wohl niemand gemerkt, dass die gekonnte Darbietung mit Diabolo und Bällen von unseren Schülern stammte. Die Berliner Schüler haben die beiden herzlich und sehr spontan aufgenommen; vielen Dank nochmal!
Die Betreuer von Molto Vitale haben hervorragende pädagogische Arbeit geleistet; eine Perle unserer Waldorfschulgemeinschaft in Deutschland! Mein sehr positiver Eindruck wurde dann noch verstärkt, als ich am Samstag nicht ein Krümmelchen Popkorn mehr auf dem Boden fand, die Bühne und Turnhallte fast wie unbenutzt aussahen. Die Stimmung in der Küche war angenehm ruhig und die Schüler sehr höflich.
Für die nächste Tour haben wir schon unser Interesse angemeldet! Dann evtl. für volle zwei Tage mit einem Mitmachzirkus für unsere Schüler und einer zweiten Vorstellung?
P.S.: Die Vorstellung hätte sich auch für Mittel- und Oberstufenschüler sehr gelohnt!