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- 2. Dezember 2009
- Neuigkeiten
Stuttgart, 20.10.2009. Der Bund der Freien Waldorfschulen hat in einer Pressekonferenz die im neuen Bundestag vertretenen Parteien aufgefordert, mit der Wahlfreiheit der Eltern bezüglich der freien Schulen Ernst zu machen. „Dem theoretischen Lob der Parteien, die sich alle für die Schulen in freier Trägerschaft aussprechen, müssen Taten folgen”, betonte das Mitglied des Bundesvorstandes der Freien Waldorfschulen, Dr. Albrecht Hüttig, anlässlich der Pressekonferenz zu 90 Jahren Waldorfschule in Stuttgart.
Elternhäuser aller gesellschaftlichen Schichten wünschten sich Zugang zu freien Schulen, dies gehe aus den Umfragen der jüngsten Zeit eindeutig hervor. Von daher sei es nicht mehr zeitgemäß, die freien Schulen pauschal mit dem Etikett „privilegiert” und „nur für reiche Elternhäuser” zu versehen. Wer freie Schulen wolle, müsse sie auch tatsächlich gleichwertig behandeln und ihre Finanzierung sicherstellen, betonte Hüttig.
Der Bund der Freien Waldorfschulen feiert in dieser Woche das Jubiläum der Gründung der ersten Waldorfschule vor 90 Jahren auf der Uhlandshöhe in Stuttgart mit einem Bildungskongress am 23.10. unter dem Titel „90 Jahre Zukunft”. Bildungsexperten diskutieren mit Vertretern der Waldorfschulbewegung darüber, was die Qualität einer Schule der Zukunft ausmacht.
Als ein zukunftsweisendes Modell für die Förderung von Schülern aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen nannte Hüttig die Interkulturelle Waldorfschule in Mannheim, die in einem sozialen Brennpunkt eingerichtet wurde und einen Anteil von Migranten von rund 50 Prozent aufweist. „Schulen wie die interkulturelle Waldorfschule Mannheim, die sich um benachteiligte Gruppen kümmern, können in Deutschland nur existieren, weil Spenden für den laufenden Haushalt eingehen.” Weitere Aktivitäten der Waldorfschulbewegung auf diesem Gebiet seien nicht möglich, weil die Landeszuschüsse viel zu gering seien. Des Weiteren sei die Wartefristregelung zu lang, nach der neu gegründete Schulen in den ersten Jahren alle Mittel selbst aufbringen müssen.
Erst wenn der Grundsatz greife „das Geld folgt dem Kind” und der Staat aufhöre, staatliche Schulen und freie Schulen verschieden zu behandeln, sei ein intensiveres Engagement der Waldorfschulen für benachteiligte Schülergruppen nicht nur in einzelnen Regionen, sondern flächendeckend machbar.
Die vor 90 Jahren vom Stuttgarter Zigarettenfabrikant Emil Molt ins Leben gerufene Waldorfschule ist nach Auffassung des Bundes der Freien Waldorfschulen für die Zukunft in der heutigen Wissensgesellschaft gut gerüstet. Die von Rudolf Steiner entwickelten Grundlagen der Waldorfpädagogik zielten darauf ab, „bei den Heranwachsenden neben dem notwendigen Erwerb von Wissen vor allem Handlungskompetenz zu entwickeln.” Nur dadurch könnten sie selbstbestimmt in der Informationsgesellschaft bestehen. Das derzeitige Berechtigungswesen, das vor allem nur kognitive Fähigkeiten abprüfe, bereite darauf nur ungenügend vor, so Hüttig.
Der Bund der Freien Waldorfschulen sprach sich bei der Pressekonferenz auch dafür aus, den Zugang von sog. Quereinsteigern in den Lehrerberuf offen zu halten. Wenn die fachliche Qualifikation vorliege, könne es „sehr wertvoll sein, wenn solche Lehrer ihre Erfahrungen aus dem bisherigen Berufsleben pädagogisch umsetzen können”.
Über den Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die deutschen Waldorfschulen haben sich zu einem Bund der Freien Waldorfschulen e.V. mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr. Korporative Mitglieder sind derzeit 215 Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen sowie acht Seminare/Hochschulen für Waldorfpädagogik. Daneben gibt es rund 1.900 persönliche Mitglieder.
Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart eröffnet. Nach 90 Jahren Waldorfpädagogik gibt es heute weltweit über 1.000 Waldorfschulen sowie 2.000 Kindergärten und Förder-Einrichtungen in allen Erdteilen, darunter auch in Israel, Südafrika und Ostasien.
Pressekontakt:
Peter Augustin, Pressereferent
Wagenburgstraße 6, 70184 Stuttgart
Tel. 0711-2104240, Mobil 0163 570 14 30
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